WARUM UNS DIESES PROJEKT WICHTIG IST:
ZUR MEDIENKUNST:
Technische
Arbeitsmaterialien hat es immer schon gegeben. Auf der Suche nach
Möglichkeiten Themen einfacher umzusetzen, werden immer neue
Arbeitsfelder erschlossen: Fotografie bedient sich an Elementen der
Malerei, ein BildhauerIn erzeugt das räumliche Bild,
Rauminstallation erweitert das Objekt. Mitte der 80er Jahre wurde der
Computer fuer alle erschwinglich und der Rechner ersetzte viele
elektronische Schaltkreise. Er wird vorerst hauptsaechilch als eine
zeitliche Komponente in der Rauminstallation eingesetzt. Die Software
wurde dadurch ein Teil des Werkes. Fuer die Medienkunst als
spartenuebergreifendes Genre waren die Moeglichkeiten des Computers
ideal. Der Begriff der Echtzeitmanipulation von Ablaeufen und
Videobild waren ein nicht wegzudenkender Pfeiler der Medienkunst. Das
aktive Videobild ermoeglichte eine neue Ästhetik und fuellte die
Utopien. Systemtheoretiker und Philosophen definierten dieses in sich
geschlossene System mit all seinen beinflussbaren Parametern als
künstliche, virtuelle Welt. Mit steigender Komplexitaet
der Rechner spaltet sich ein Grossteil der MedienkünstlerInnen
in einen Bereich ab, der den Computer nur als Werkzeug sah. Sie
vergasen aber die Abhängigkeit, in die man sich durch die
Verwendung von proparitärer Software bringt. Der Rest der
Medienkünstler versuchte die Technologie im Werk zu belassen und
dieses Material mitzugestalten. Die so geschaffen Skulpturen
versuchten immer mehr den realen Raum zu verlassen. Es wurde versucht
den realen Raum in die digital virtuelle Welt von Bits und Bytes zu
transformieren, es einfacher Bilder von realen Raeumen
ueber Telefonleitungen an andere Orte zu uebertragen. Echtzeit
Transformation von Raeumen, dezentral organisierte Musikauftritte
waren die Folge. Die analogen und digitalen Systeme, die dafür
konstruiert wurden, hatten leider keine Fehlerkorrekturen oder waren
gar
multitaskfähig. Damit waren sie sehr störanfaellig und
wirkten anfangs oft unglaubwürdig.
Zur NETZKUNST und der NETZKULTUR
Durch die erleichterte Zugänglichkeit des Internets Mitte der 90er Jahre wurden alle Erwartungen der Medienkunst mit einem Schlag eingelöst. Dezentral, Interaktiv, Interdisziplinär und in Echtzeit. Konfusion entstand in der Medienkunstwelt - woher kamen diese Lösungen, die solang gefordert und gesucht wurden? Gleich darauf folgte auch noch Linux mit seinem offenen Sourcecode, eine weitere Möglichkeit Arbeiten umzusetzen, ohne in Abhängigkeit von SoftwareentwicklerInnen zu gelangen. Es boten sich viele Möglichkeiten, Systeme nach eigenen Bedürfnissen zu adaptieren. Das Problem bestand aber nun darin, dass die Lösung nicht von der Avantgarde, den DenkerInnen, den PhilosophInnen, SystemtheoretikerInnen, SoziooekonomInnen oder KünstlerInnen kam. Die Lösung kam über Nacht, scheinbar aus dem Nichts. Jetzt nach einigen Jahren mit etwas Abstand betrachtet, könnte man da durchaus einen militärischen Plan dahinter vermuten. Globale Interessen, die das Internet über PhilosophInnen und KünstlerInnen mit systemtheoretischen Argumenten in den 80er Jahren kulturell positioniert haben. Steckt ein funktionierendes Butterfly-Experiment dahinter? Genug Spekuliert.
Dieser freien kollektiven Arbeitsstil der Systemadministratoren wurde noch mehrmals versucht mit dem Begriff der Medienkunst (wie wir sie von den 80er Jahren kennen) zu verknüpfen. Die wurde aber durchwegs von einem Überwiegenden Teil dieser "Neuen Wilden" der Kommunikationsszene mit der Begründung abgelehnt, dass der Begriff der Medienkunst für Ihr Genre nicht geeignet ist. Weiters sei es böses Geld, das sicher in irgendeiner Form von Microsoft (cjm 1996) stammt. Es gelang uns bis heute nicht, ein Vertrauensverhältnis zwischen der Kunst und dieser freien Netzszene herzustellen. Zur Zeit sehen wir aber eine Annäherung dieser beiden Positionen. Genau darin sieht dieses Projekt seine Aufgabe. Der Begriff der KünstlerIn war lang mit dem konventionellen Urhebergedanken und dem "Erschaffen des Ewigen" belastet und dies löst sich nun nach 10 Jahre Opensourcetechnologie und einer 10 Jahren langen Flaute in der Avantgarde ein wenig.
Personen die aktiv in der Opensource- oder Freesoftwarebereich tätig sind, werden oft als NetzaktivistInnen bezeichnet, was wohl die Sache nicht genau trifft, aber es ist wohl die einzige Möglichkeit, um diese Personen überhaupt in einen politischen Kontext zu stellen. In der Medienkunst sah man in der Zeit als die Opensource und Freesoftware viele Fakes, ein Hypes jagt den naechsten theoretischen Konstrukt, sie standen aber in keinem Zusammenhang, und hatten daher keine Nachhaltigkeit. Der Begriff der Netzkunst wurde in aller Eile erfunden, aber die wahren kreativen Personen arbeiteten schon zu dieser Zeit abseits des Kunstbegriffs. Eines der Ziele dieses Projekts ist es, den Diskurs mit diesen neuen Kreativen zu vertiefen, die oft . Diese fälschlicherweise oft als HackerInnen bezeichnet, und so an den Rand zum Illegalen gestellt werden. Gerade in Wien ist zur Zeit mit den Gruppierungen rund um Funkfeuer, Metalab, Happylab, Innoc und Cngw ein grosses Potential vorhanden, das durch ein regelmässiges Treffen beim Projekt Bioshere ABT stattfinden soll.